Name: Passwort: Angemeldet bleiben?
Der Magdeburger Fußball-Fan, der in Haldensleben aus dem Zug gestürzt war, ist tot. Von Alexander Dinger › und Mandy Hannemann › Magdeburg l Hannes S., der 25 Jahre alte Magdeburger Fußballfan, der Anfang Oktober aus einem fahrenden Zug gestürzt war, ist an seinen schweren Verletzungen gestorben. Das bestätigte Polizeisprecher Frank Küssner der Volksstimme auf Nachfrage. Die Polizei ermittelt nun wegen Totschlags und Körperverletzung mit Todesfolge. Nach Informationen der Volksstimme soll heute am Abend eine Mahnwache von FCM-Fans am Unglücksort in Haldensleben stattfinden. Auch vor dem Block U in der MDCC-Arena soll heute Abend offenbar eine Mahnwache stattfinden. Der 1. FC Magdeburg kündigte an, am Sonnabend im Spiel gegen den FC Rot-Weiß Erfurt im Trauerflor aufzulaufen. Halles Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand meldete sich via Facebook zu Wort: "Ich erwarte, dass sich die Präsidien des Halleschen FC und des 1. FC Magdeburg schnell zusammenfinden, um über wirksame Schritte hin zu einer gemeinsamen, gewaltfreien Fankultur zu beraten." Hannes S. war in der Nacht zum 2. Oktober in einer Regionalbahn von gewaltbereiten Fans des Halleschen FC bedroht worden. Unklar ist, ob er bei Haldensleben aus dem fahrenden Zug gestoßen wurde oder in Panik selbst aus dem Zug sprang. Der 25-Jährige erlitt bei dem Sturz schwerste Kopfverletzungen und lag im Koma. Die Ermittlungsgruppe "Hannes" wurde gegründet. Am Mittwochmittag veröffentlichte die Polizei ein weiteres Zeugengesuch. Konkret sucht die Polizei weitere Zeugen, die sich am 1. Oktober in der betreffenden Regionalbahn von Wolfsburg nach Magdeburg befanden, darunter zwei dunkelhäutige Personen, möglicherweise ausländische Reisende, die nach jetzigem Ermittlungsstand zur Zeit der Auseinandersetzung ebenfalls Fahrgäste der Regionalbahn gewesen sein sollen. Weiterhin sucht die Polizei Zeugen, welche Beobachtungen im Zusammenhang mit der abfahrenden Bahn aus dem Bahnhof Haldenleben getroffen haben. Für Hinweise zum Fall der EG „Hannes" wurde die Rufnummer (0391) 5465196 geschaltet. Polizei bittet um Übersetzung Die Polizei hat außerdem darum gebeten, den Zeugenaufruf zu übersetzen und auch in Englisch zu verbreiten: Police is looking for details and two foreign passengers who took the train from Wolfsburg to Magdeburg on October 1st. They might have observed the incident and can give hints. The train Number was: 16431. The accident happend around midnight near Haldensleben. If you have seen anyone or something please contact the police in Magdeburg: +49 391-546 5196.
© imago FCM-Fan Hannes ist tot! Diese Nachricht sorgte am Mittwoch für große Bestürzung und ist gleichzeitig ein trauriger Tag für die 3. Liga sowie den gesamten Fußball. Doch eigentlich hat dieser Vorfall mit dem Fußball nichts mehr zu tun. Wie zuletzt immer häufiger wurde eine Grenze klar überschritten, der Tod von Hannes ist nun der tragische Höhepunkt. Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf? Ein Kommentar. Rivalität ja, Gewalt nein! Wer kennt das nicht: Man kommt am Montagmorgen ins Büro, die Uni oder die Schule und muss sich höhnische Sprüche anhören, da die eigene Mannschaft am zurückliegenden Spieltag verloren hat – und dann auch noch gegen den Erzrivalen. Auf der anderen Seite ist man im Falle eines Sieges selbst euphorisch und kann sich gezielte Sticheleien gegen die Kollegen und Freunde nicht verkneifen. So gut, so normal. Auch im Stadion tut es der Atmosphäre gerade bei Derbys mehr als gut, wenn sich beide Fanlager ein stimmgewaltiges Duell liefern und gelegentlich gegen den Rivalen verbal austeilen. Auch das ist ganz normal und gehört zum Fußball dazu – zumindest wenn es dabei bleibt. Nicht im Ansatz kann man jedoch von Fußball und Sport sprechen, wenn es gewalttätig wird. Dann gibt man den Fußball, die eigene Mannschaft, für die man sich jede Woche die Seele aus dem Leib schreit, und letztlich auch sich selbst auf. Grenze meilenweit überschritten Im Endeffekt spielt es dann auch keine Rolle, ob Hannes selbst aus dem Zug gesprungen ist oder hinausgestoßen wurde. Letztlich scheint er sich bedroht gefühlt zu haben, sodass der tragische Vorfall seinen Lauf nahm – und das nur, weil er als Fan des 1. FC Magdeburg auf eine Gruppe rivalisierende HFC-Fans gestoßen war. Unnötiger geht es kaum. Hier wurde eine Grenze meilenweit überschritten. Auch wenn noch viele Fragen zum genauen Tathergang offen sind: Es darf niemals (!) dazu kommen, dass man sich derart bedroht fühlt, sodass man gegen alle (auch technischen) Widerstände während der Fahrt eine Zugtür öffnen will und dies offenbar auch geschafft hat. Immer wieder wurde in den letzten Jahren gewarnt, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis ein Fan aufgrund der Rivalität zu anderen Anhängern sterben würde. Nun ist es tatsächlich passiert! Aufwachen! Es bleibt zu hoffen, dass der Vorfall mit Hannes zu einem generellen Umdenken bei den sogenannten "Fans" führt. Das war bisher trotz teils empfindlichster Strafen gegen den eigenen (!) Verein nicht der Fall. Ob dieses Mal ein Lernprozess einsetzt, wird sich spätestens am 26. November zeigen. Dann treffen der FCM und der HFC in der 3. Liga direkt aufeinander. Eine von Szenekennern befürchtete Racheaktion wäre das Dümmste und zugleich Unnötigste, was passieren könnte. Stattdessen sollten – gerade aufgrund des Vorfalls mit Hannes – beide Fanszenen gemeinschaftlich und gemeinsam zusammenstehen und ihre Rivalität einmal vergessen. Das wäre mal ein Zeichen! Und vielleicht endlich das Ende einer immer größer werdenden Gewaltspirale. Denn dass der Mensch wichtiger ist als der Fußball, hat die Tragödie um Hannes auf dramatische Weise mal wieder gezeigt. Aufwachen, Leute!
Nach dem Tod des FCM-Fans melden sich Sportler der Region und Magdeburgs Oberbürgermeister zu Wort.Von Uwe Tiedemann › Magdeburg l In Sportler- und Politikerkreisen ist nach dem tragischen Tod des FCM-Fans Hannes S. die Anteilnahme groß. Gleichzeitig sind Forderungen unüberhörbar, in Zukunft noch konsequenter gegen Gewalttäter vorzugehen. „Die Gefühlslage ist schon sehr angespannt. So etwas geht nicht spurlos an einem vorüber. Die sozialen Netzwerke tun ihr Übriges. Dass jemand stirbt, nur weil er im falschen Moment das falsche Trikot anhatte, darf nie wieder passieren“, betonte FCM-Cheftrainer Jens Härtel am Donnerstag. Und er fügte nachdenklich hinzu: „So etwas beschäftigt mich auch als Vater, denn meine Kinder sind nicht viel jünger.“ Position gegen Gewalt beziehen Auch innerhalb der Mannschaft des Fußball-Drittligisten sind die Geschehnisse der letzten Tage ein Thema. „Wir Spieler haben uns am Mittwochabend zu einer spontanen Gedenkveranstaltung getroffen, Rosen und Kerzen aufgestellt. In solchen Momenten merkt man, wie unwichtig plötzlich der Fußball werden kann“, sagte Innenverteidiger Felix Schiller, der im Namen des gesamten Teams sein aufrichtiges Beileid aussprach. Klare Worte fand Ingolf Nitschke, Präsident des FSV Barleben, für den Hannes S. seit seiner Jugend gespielt hatte: „Wir sind bestürzt und betroffen. Unser Mitgefühl gilt der Familie, den Angehörigen und Freunden. Gleichzeitig fordern wir als FSV Barleben, dass Vereine noch mehr Position gegen Gewalt beziehen. Komplett verhindern kann man sie vermutlich nicht, aber es sollten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, Gewalttäter vom Fußball auszugrenzen.“ Nitschke dachte auch an die vielen Ehrenamtlichen im Fußball: „Sie sind mit großer Freude und Spaß dabei, werden durch Eskalation aber immer wieder zurückgeworfen.“ Sinnloser Tod Auch der SC Magdeburg meldete sich via Facebook zu Wort: „In solchen Momenten rückt der Sport in den Hintergrund. Im Namen des SCM möchten wir unser tiefstes Mitgefühl gegenüber den Angehörigen des verstorbenen FCM-Fans Hannes bekunden. Wir wünschen der Familie viel Kraft und Stärke für die Zukunft.“ Die Stadt Magdeburg zeigte sich ebenso bestürzt über den Tod des 25 Jahre alten Fußballfans. Oberbürgermeister Lutz Trümper (parteilos) rief Anhänger der rivalisierenden Vereine 1. FC Magdeburg und Hallescher FC auf, sich gegen brutales und aggressives Handeln zusammenzuschließen. „Der Tod des Fans ist tragisch und sinnlos“, sagte Trümper am Donnerstag.