Wadenbeisser

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Betreff: Re: Trainer beim Club (Alte, Aktuell und Neue)
oh sehe gerade das Daniel George schon ein Beitrag über Respekt geschrieben hat.

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Zitat: Kommentar FCM-Trainer tritt zurück: Warum Thomas Hoßmang großer Respekt gebührt
Daniel George
von Daniel George, MDR SACHSEN-ANHALT
Stand: 09. Februar 2021, 19:00 Uhr
Er ist den Schritt gegangen, zu dem die Vereinsführung offensichtlich nicht in der Lage war: Thomas Hoßmang hat sein Amt als Cheftrainer des 1. FC Magdeburg niedergelegt. Kurzfristig könnte ein neuer Trainer für einen wichtigen Impuls im Abstiegskampf sorgen. Doch der FCM muss sich endlich grundsätzliche Fragen stellen.
Die Art eines Abschiedes macht manchmal den Unterschied aus. So wie am Dienstagabend beim 1. FC Magdeburg. Da erklärte Thomas Hoßmang seinen Rücktritt als Cheftrainer des abstiegsbedrohten Drittligisten – und verdiente sich mit diesem Entschluss großen Respekt. Schließlich traf der Fußballlehrer laut Verein selbst die Entscheidung, zu der die FCM-Verantwortlichen offensichtlich nicht in der Lage waren.
Vor nicht einmal einer Woche hatte Sportdirektor Otmar Schork im MDR-Podcast "Neues vom Krügel-Platz" schließlich erklärt, dass der Zeitpunkt für einen neuen Trainer noch nicht gekommen sei. Nur ein Spiel später steht Thomas Hoßmang nun trotzdem nicht mehr an der Seitenlinie. Mit Blick auf die vergangenen Monate muss sich der 1. FC Magdeburg spätestens jetzt endlich grundsätzliche Fragen stellen.
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Thomas Hoßmang tritt als Coach des 1. FC Magdeburg zurück
Hoßmang allein im Zentrum der Empörung
Sportlich hatte Thomas Hoßmang keine Argumente mehr. 21 Punkte aus 22 Spielen – das ist die BIlanz eines Absteigers. Die Kritikpunkte an seiner Arbeit waren zuletzt zahlreich gewesen: Fehler in der Belastungssteuerung, fehlende Gefahr bei eigenen und Anfälligkeit bei gegnerischen Standards, keine spielerische Linie, keine Weiterentwicklung der Spieler. Die Defizite waren offensichtlich.
Viele Fans übten in den vergangenen Wochen harsche Kritik an Hoßmang. Oft war die nachvollziehbar und inhaltlich begründet. Nicht selten aber auch überzogen und persönlich. "Fans", von denen diese Art der Kritik kam, sollten sich schämen und aufhören, von der "blau-weißen Familie" zu schwadronieren.
Hoßmang stand über weite Strecken allein im Zentrum der Empörung – vom Verein lange allein gelassen. Der FCM hätte ihn längst aus der Schusslinie nehmen müssen.
Fest steht: Mit dem 54-Jährigen verliert das Drittligateam einen anständigen Menschen mit ehrlichen Emotionen für den Verein. In der vergangenen Spielzeit bewahrte Hoßmang den FCM als Retter gerade so vor dem Absturz in den Amateurfußball. Nun könnte seine Entscheidung wieder zum Klassenerhalt führen – weil ein neuer Trainer vielleicht wirklich für neuen Schwung sorgt.
Hoßmang sagte am Dienstag: "Ich will den Weg frei machen für einen neuen Impuls." Bleibt zu hoffen, dass Thomas Hoßmang dem 1. FC Magdeburg erhalten bleibt. Vor seinem Engagement bei den Profis war der Fußballlehrer schließlich Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Eine Rückkehr in den alten Job erscheint möglich.
Brian Koglin FCM, 4, Tobias Müller FCM, 5, Spieler vom 1. FC Magdeburg, enttäuscht schauend,
Fan-Aufstand beim FCM: Die Chronik des Absturzes
Gespaltenes FCM-Team und falsche Entscheidungen
Der 1. FC Magdeburg muss sich endlich grundsätzliche Fragen stellen. Seit der Entlassung von Jens Härtel im November 2018 standen auf der Trainingsjacke des Cheftrainers bereits viermal verschiedene Initialien: Michael Oenning, Stefan Krämer, Claus-Dieter Wollitz und Thomas Hoßmang. Keine dieser Trainerentscheidungen war die richtige. Dafür verantwortlich: Geschäftsführer Mario Kallnik, auch der Aufsichtsrat und das Präsidium.
Auch der neue Trainer wird im Kern mit der Mannschaft arbeiten müssen, die in den vergangenen Monaten bewiesen hat, keine Mannschaft zu sein. Die Spaltung im Team fing bereits zu Beginn der vergangenen Saison unter Stefan Krämer an, wurde durch seine Entlassung nur noch beschleunigt und setzte sich unter Claus-Dieter Wollitz dramatisch fort.
Weder Thomas Hoßmang, der als emotional intelligenter Trainer gilt, noch Sportdirektor Otmar Schork oder Spielerzugänge konnten am Geist des Teams entscheidend etwas ändern. Und wenn ein Sportdirektor den Teamgeist mitten im Abstiegskampf als lediglich "okay" bezeichnet (O-Ton von Otmar Schork) und darin noch eine Verbesserung sieht, macht das den Anhängern zurecht Angst.
Kein Trainer hatte Erfolg mit dem Kern des Teams. Das heißt: Die Mannschaft wurde mehrfach falsch zusammengestellt – und besitzt, das lässt sich, so hart das klingen mag, mittlerweile ohne Skrupel sagen, offensichtlich kaum Charakter. Lustlose Söldner ist im Fußball ein dafür gebräuchlicher Fachbegriff. Das gilt wahrscheinlich für einige, wenn auch längst nicht für alle FCM-Profis.
Der 1. FC Magdeburg wird im Sommer einen radikalen Umbruch benötigen, um das Vertrauen seiner Fans zurückzugewinnen. Spieler werden gehen müssen. Die Verantwortlichen werden auf allen Ebenen transparente Entscheidungen zum Wohle des Vereins treffen müssen – so, wie es Thomas Hoßmang mit seinem Rücktritt getan hat.
Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig
Über den Autor
Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium Journalistik und Medienmanagement zog es ihn erst nach Dessau und später nach Halle. Dort arbeitete er für die Mitteldeutsche Zeitung.
Vom Internet und den neuen Möglichkeiten darin ist er fasziniert. Deshalb zog es ihn im April 2017 zurück in seine Heimatstadt. Bei MDR SACHSEN-ANHALT arbeitet er seitdem als Sport-, Social-Media- und Politik-Redakteur arbeitet, immer auf der Suche nach guten Geschichten, immer im Austausch mit unseren Nutzern.

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